Mit der „Standortkameradschaft“ (StOKa), die sich aus den „Truppenkameradschaften“ (TruKa) bei den einzelnen Verbänden und Einheiten in den Delmenhorster Kasernen zusammensetzt, gibt es den Deutschen Bundeswehrverband e.V. (DBwV) am Standort schon seit 23 Jahren, als sich ehemalige Soldaten im Raum Delmenhorst in einer eigenen Kameradschaft neu zusammenschließen. 
Bis dahin gehören aus der Bundeswehr ausscheidende Soldaten gewöhnlich noch den Kameradschaften ihrer letzten Truppenteile an, wenn sie als Reservisten und Pensionäre ihre Mitgliedschaft im DBwV beibehalten - solange ihre früheren Truppenteile noch am Standort verbleiben; denn die Bundeswehr erlebt seinerzeit bereits einen permanenten Strukturwandel durch Verlegungen, Auflösung und Neuaufstellung von Verbänden und Einheiten. Davon bleibt auch der Standort Delmenhorst nicht verschont - und deshalb verlieren die in der Region wohnhaft bleibenden „Ehemaligen“ zum Teil nicht nur ihre früheren Dienststellen, sondern als DBwV-Mitglieder auch ihre TruKas.
Diese Entwicklung gibt den Anlass dafür, dass sich am 14. Februar 1980 ehemalige Soldaten des Standortes zusammenfinden, um eine „Kameradschaft ehemaliger Soldaten, Reservisten und Hinterbliebener der Bundeswehr Delmenhorst und Umgebung“ (ERH Delmenhorst) im DBwV zu gründen.
Vorausgegangen ist diesem Treffen ein Schreiben des damaligen StOKa-Vorsitzenden, Oberleutnant Werner Bierek, vom  23. Januar 1980, indem dieser die am Standort ansässigen Mitglieder des DBwV zu einer Gründungsversammlung in die Gaststätte „Lindenhof“ in Adelheide einlädt. Insgesamt 40 Personen, darunter acht Gäste, folgen dieser Einladung, und so wird am 14. Februar 1980 beschlossen, die vorgenannte Kameradschaft aus der Taufe zu heben.


                                                                                 

Zum ersten 1. Vorsitzenden wird Hauptfeldwebel a.D. Heinz Neddermeier gewählt. Weitere Vorstandsmitglieder werden: Hauptfeldwebel a.D. Willi Rollenhagen (2. Vorsitzender), Hauptfeldwebel a.D. Wilhelm Rathjen (Schriftführer) und Oberfeldwebel d.R. Ortwin Zielke (Kassenverwalter). Zu Beisitzern wählt die Versammlung Hauptmann a.D. Ferdinand Faltus, Oberstabsfeldwebel a.D. Gerhard Burmann, Hauptfeldwebel a.D. Alfred Nagel und Oberfeldwebel d.R. Thomas Franski, wie das „Delmenhorster Kreisblatt“ vom 16. Februar 1980 zu berichten weiß.

Der Gründung folgt bald ein reges Kameradschaftsleben, wie es sich aus den (leider nur lückenhaft) überlieferten Protokollen, Vermerken, Zeitungsberichten und anderen Aufzeichnungen noch ersehen lässt.
So werden beispielsweise im Zweijahreszeitraum von 1982 bis 1984 insgesamt jeweils 10 Vorstandssitzungen, 10 Mitgliederversammlungen, 2 Kohl- und Pinkelfahrten, 1 Schnitzeljagd, 8 Frühschoppen und 2 Jahresabschlussfeiern veranstaltet. Außerdem besuchen Vorstandsmitglieder in diesen beiden Jahren 10 erkrankte Kameraden in den jeweiligen Krankernhäusern.

Der Rechenschaftsbericht des Vorstands für den Mandatszeitraum 1982 bis 1984 vom 30.01.1984 enthält einen humorvollen Vermerk: „Besonders ist die Aktivität unserer Frauen hervorzuheben. Am ersten Dienstag im Monat kommen ca. 15 Frauen zusammen, laufen durch Feld und Wald und pflegen den Zusammenhalt.“
Ein späterer Rechenschaftsbericht vom 23. Januar 1986 enthält folgende Angaben: Neben 13 Vorstandssitzungen wurden 8 Mitgliederversammlungen, 15 Frühschoppen, 2 Kohl- und Pinkel-Touren, 2 Jahresabschlussfeiern und eine Ausflugsfahrt in die Heide, sowie eine Besichtigungsfahrt in das Museumsdorf Cloppenburg durchgeführt. Die kameradschaftliche Betreuung erkrankter Mitglieder blieb dem Vorstand ein besonderes Anliegen: 7 Krankenhausbesuche, davon 2 in Bremen-Nord und 1 in Bad Zwischenahn sind in diesem Rechenschaftsbericht vermerkt.
Zum Zuständigkeitsbereich der „ERH-Kameradschaft Delmenhorst“ gehören in dieser Zeit aus der Umgebung die Gemeinden Ganderkesee, Hude, Berne, Lemwerder, Stuhr, Weyhe-Kirchweyhe, Häuslingen-Rethem und Dünsen-Kirchseelte; der Bereich Dünsen wechselt in 1985 zur ERH-Kameradschaft Oldenburg. 

Die Mitgliederzahl ist bis 1986 auf 219 angewachsen. Der rapide Zuwachs erklärt sich daraus, dass DBwV-Mitglieder nach dem Ausscheiden aus dem Dienst bei der Bundeswehr von der DBwV-Bundesgeschäftsstelle automatisch der für ihren Wohnsitz zuständigen Ehemaligenkameradschaft zugeführt werden. In den nachgefolgten Jahren wächst die ERH-Kameradschaft Delmenhorst bald auf über 300 Mitglieder; sie kann sich damit zu den großen Vereinen in der Region zählen. Mitgliederverluste durch Tod oder Wohnsitzänderungen halten sich lange Zeit die Wage mit Neuzugängen von jüngeren Mitgliedern nach deren Dienstzeitende bei der Bundeswehr.
Infolge erheblicher Verringerungen des Personalbestandes der Streitkräfte im Rahmen mehrfacher Bundeswehrreformen nimmt die Mitgliederzahlder ERH-Kameradschaft Delmenhorst im 21. Jahrhundert langsam, aber stetig ab. 

Eine in 1986 neu eingeführte Aktion „Glückwünsche zum Geburtstag“ findet bei den Mitgliedern großen Anklang. Diese Glückwünsche werden an Kameraden bei „runden“ Geburtstagen ab dem 70-sten Lebensjahr übermittelt - in höherem Alter jedoch in geringeren Zeitabständen.

Als besonders gelungene Veranstaltung wird ein Vortrag protokolliert, den Oberstadtdirektor Jürgen Mehrtens zum Thema: „Die Entstehung und Entwicklung der Stadt Delmenhorst“ am 5. März 1987 bei einer Mitgliederversammlung in der Gaststätte „Deichhorster Krug“ hält, und der auf eine nachhaltige Resonanz bei den Mitgliedern stößt.
Viel Spaß und Unterhaltung haben die Teilnehmer an einer Vatertags-Orientierungsfahrt „ins Blaue“, die am 4. Mai des Jahres 1989 durchgeführt wird.

Kameradschaftspflege und eine aktuelle Information der Mitglieder zu sozialen und versorgungsrechtlichen Belangen, wie auch Hilfsdienste für geschwächte Kameraden oder für deren Angehörige (z.B. nach Trauerfällen) prägen das Leben der ERH-Kameradschaft im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens so, wie sich diese Hauptaufgaben in der Folgezeit auch zum eigentlichen Kameradschaftszweck entwickeln sollen.
Dementsprechend beschränkt sich dieses Leben nicht auf periodische Mitgliederversammlungen, Vorstandssitzungen u.ä., sondern es erstreckt sich auch auf eine tatkräftige Unterstützung von Mitgliedern bei besonderen Anlassen und Anliegen.
Solche Unterstützugen werden oft in enger Zusammenarbeit mit dem DBwV-Landesvorstand Nord, sowie mit den zuständigen Gremien im Bundesvorstand des Bundeswehrverbandes in Bonn-Bad Godesberg, aber auch mit dem Sozialdienst der Bundeswehr bei der Standortverwaltung in Oldenburg geleistet - vornehmlich bei Krankheits- und Todesfällen von Kameraden, wie ebenso bei der Einleitung von Anerkennungsverfahren im Zusammenhang mit Wehrdienst beschädigungen, Witwenrenten, Beihilfen und ähnlichem.

Innerhalb des Bundeswehrverbands engagiert sich die Kameradschaft ebenso in den übergeordneten DBwV-Gremien. So gehören einige ihrer Vorstandsmitglieder stets dem Vorstand der Standortkameradschaft (StOKa) an. Außerdem nehmen sie an Bezirkstagungen teil, wie auch mit gewählten Delegierten sowohl an den jährlichen Landesversammlungen, als auch an den periodischen Hauptversammlungen des DBwV auf Bundesebene.

Wenn es auch kaum zu den Zwecken der ERH-Kameradschaft zählt, eine besondere Außenwirkung zu entfalten, so hat sie dennoch bei gebotenen Gelegenheiten die Öffentlichkeit mit Presseinformationen über besondere Ereignisse im Kameradschaftsleben, wie z.B. über Vorstandswahlen und Ehrungen verdienter Mitglieder, immer wieder unterrichtet. Ebenso hat sie externe Kontakte dauerhaft gepflegt und sich beispielsweise der ehrenvollen Aufgabe gestellt, sich an den alljährlichen Gedenkfeierlichkeiten zum Volkstrauertag in Delmenhorst zu beteiligen. Ebenso nehmen ERH-Vorstandsmitglieder stets an den Mai-Empfängen der Stadt Delmenhorst für die örtlichen Arbeitnehmerorganisationen teil.

Zur Reservistenkameradschaft Delmenhorst im Verband der Reservisten der Bundeswehr kann ein beständiger, freundschaftlicher Kontakt aufgebaut werden - mit wechselseitig wiederkehrenden Einladungen zu Veranstaltungen im Rahmen der Kameradschaftspflege.
Vergleichbare Kontakte gibt es zu den örtlichen Gremien der Verbände der Beamten der Bundeswehr und der Arbeitnehmerschaft der Bundeswehr, solange es in Delmenhorst noch eine Standortverwaltung gibt.
Ferner pflegt die ERH-Kameradschaft einen fruchtbaren Informationsaustausch mit dem VdK-Kreisverband Delmenhorst.
Als im Juni 1997 eine Sektion der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik in Delmenhorst neu gegründet wird, gewinnt diese ihre ersten Mitglieder mehrheitlich aus ERH-Kameraden. Eine beständige, enge Zusammenarbeit ergibt sich aus den seither damit dauerhaft entstandenen Doppelmitgliedschaften. 

Im Vordergrund allen Bemühens steht seit dem Bestehen der ERH-Kameradschaft immer das kameradschaftliche Miteinander unter den Mitgliedern. Zu dessen Förderung werden beispielsweise allein im Jahr 1990 an Veranstaltungen 5 Wanderungen, 2 Tagesfahrten (nach Hamburg und ins Weserbergland), 2 Kohl- und Pinkelfahrten, sowie eine Orientierungsfahrt durchgeführt.
12 Kameraden erfahren in diesem Jahr mit der silbernen Treuenadel des DBwV eine besondere Ehrung für ihre bereits 25-jährige Mitgliedschaft im Bundeswehrverband.

Mit jährlich wiederkehrenden Veranstaltungen, die quartalsmäßig angeboten werden, entwickelt sich ein "Routineprogramm“, das bald zur Tradition werden soll. Es beginnt mit Kohl- und Pinkelfahrten im Februar, Tagesausflügen am Himmelfahrtstag, Grillfeten im August und Jahresabschlussfeiern am ersten Sonntag im Dezember.
Meistens bieten sich die Eheleute Ortwin und Ursula Zielke für die Gestaltung dieser Geselligkeiten an - und mit ihren mühevollen Vorbereitungen, wie ebenso mit einer stets liebevollen und fürsorglichen Durchführung der von ihnen organisierten Veranstaltungen sorgen sie verlässlich für deren bestes Gelingen, wie ebenso für besonders erinnernswerte Erlebnisse bei den Teilnehmern. 

Das "Routine-Programm" soll der ERH-Kameradschaft in der Folgezeit neben einer fürsorglichen Mitgliederbetreuung durch den Vorstand und der Durchführung von Pflichtveranstaltungen, wie Mitgliederversammlungen und Vorstandsneuwahlen an Veranstaltungsangeboten genügen. Aus den "Himmelfahrts-Ausflügen", die anfangs wiederholt mit Truppenbesuchen und Teilnahme an der Truppenverpflegung verbunden sind, werden "Mai-Ausflüge" an anderen Tagen des Monats. Und die starre Bindung der Jahresabschlussfeier an den ersten Sonntag im Dezember wird ebenso aufgegeben; wenngleich die Feiern seither jedes Jahr an einem der Adventssonntage stattfinden.

Einmal will die ERH-Kameradschaft in besonderer Weise in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden - aus dem Anlass ihres 25-jährigen Bestehens.

 

                                                                  


Zu ihrem Jubiläumsempfang am 22. Februar 2005 lädt sie den Oberbürgermeister der Stadt Delmenhorst, die seinerzeitigen ehrenamtlichen Bürgermeisterinnen und den Vorsitzenden des Delmenhorster Stadtrates, sowie den Standortältesten der Bundeswehr, die Repräsentanten der oben genannten, freundschaftlich verbundenen Organisationen ein, sowie ihre noch erreichbaren Gründungsmitglieder - ebenso die Vorsitzenden der im Bundeswehrverband übergeordneten Gremien.
Oberst a.D. Jörg Zimmer hat zu diesem Jubiläum eine Festschrift verfasst. 
In der Delmenhorster Presse wird ausführlich über die Jubiläumsveranstaltung, wie über die Inhalte von Grußworten und Ansprachen berichtet. (Delmenh. Kreisblatt /Foto, WESER KURIER, Nordwest Zeitung)

Satzungsgemäß haben die Mitglieder der ERH-Kameradschaft Delmenhorst alle zwei Jahre ihren Vorstand neu zu wählen.
In den ersten 14 Jahren seit der Gründung in 1980 haben vier 1. Vorsitzende den Aufbau der Kameradschaft gestaltetet und dem Kameradschaftsleben eine zukunftsweisende Orientierung gegeben.
In den zweiten 14 Jahren von 1994 bis 2008 hat das Kameradschaftsleben dementsprechend eine traditionelle Festigung erfahren - bei einer kontinuierlichen Führung durch Hauptmann a.D. Lutz Theel, der den 1. Vorsitz in diesem langen Zeitraum durchgehend wahrnimmt. Seit 2008 wird die Kameradschaft von Hauptmann a.D. Udo Barnekow in bewährter Tradition weitergeführt.
Mit solchen Fügungen hat sich die ERH-Kameradschaft Delmenhorst seit ihrer Gründung über alle Jahre ein lebendiges Kameradschaftsleben erhalten können.

 

                      Die  1. Vorsitzenden der ERH-Kameradschaft Delmenhorst

                                                von 1980  -   2016 

                         1980 - 1982    Hauptfeldwebel a.D.    Heinz Neddermeier

                         1982 - 1984    Hauptfeldwebel a.D.    Reginald Samlaus

                         1984 - 1986     Hauptfeldwebel a.D.   Reginald Samlaus  

                         1986 - 1988     Oberfeldwebel d.R.     Ortwin Zielke

                         1988 - 1990     Hauptfeldwebel a.D.    Reginald Samlaus

                         1990 - 1992     Oberfeldwebel d.R.      Karl-Heinz Wieck    

                         1992 - 1994     Oberfeldwebel d.R.      Ortwin Zielke

                         1994 - 2008     Hauptmann a.D.          Lutz Theel

                         2008 -             Hauptmann a.D.          Udo Barnekow

Auch im Frühjahr 2016 wurde der Vorstand für den turnusmäßig zweijährigen Mandatszeitraum erneut gewählt. Neben bereits erfahrenen Mandatsträgern brachten sich dabei auch neu gewählte Vorstandsmitglieder erstmals in die Vorstandsarbeit ein. (Delme Report)


Quellen:    Archivmaterial der ERH-Kameradschaft,  Festschrift zum Jubiläum des 25-jährigen Bestehens