Der Delmenhorster Standortball 1984


Unser Bataillonskommandeur, zugleich Standortältester und Kommandeur 312 hatte ihn sorgfältig geplant, auf alle möglichen und unmöglichen Eventualitäten "abgeklopft", und er war überzeugt, dass es wieder ein gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges würde.
Beim Betreten des Ballsaales fiel allen Gästen die angenehme und ruhige Atmosphäre auf, besonders da keine Kapelle zu sehen war, die sich wie üblich auf ihren Einsatz vorbereitete.
Auch der Autor dieses Berichtes stellte das fest und meinte arglos zu seiner Frau: "Die Musiker des Heeresmusikkorps 11 müssen die Ruhe weg haben, wenn sie in so kurzer Zeit ihre Instrumente aufbauen wollen."
Es wurde 20.00 Uhr, das Podium der Tanzkapelle lag noch immer jungfräulich im Rampenlicht und der zur Begrüßung der Gäste schreitende Standortälteste tat wahrlich einen schweren Gang. Er wusste es bereits.
Fast alle Gäste glaubten zu diesem Zeitpunkt noch, die fehlende Kapelle würde als besonderer Gag bei der Begrüßung einmarschieren.

Nun mußte aber die Panne eingestanden werden. Die Kapelle des Heeresmusikkorps 11 war nicht erschienen.
Guter Rat war teuer.
Sollte dieser als der erste Standortball ohne Musik in der Geschichte der Garnison, ja vielleicht der ganzen Bundeswehr, eingehen?
Aber wie immer in Krisenzeiten, zeigte sich auch hier die hohe Flexibilität der Truppe. Einer der anwesenden Kommandeure wusste von einem Kompaniefeldwebel mit guten Beziehungen zur ortsansässigen Gastronomie.
In kürzester Zeit wurden die Rufnummern aller Tanzlokale der näheren Umgebung ermittelt. Ein Team von Helfern erkundigte sich dort nach etwaigen, möglichst kurzfristig verfügbaren Tanzkapellen.
Schon nach wenigen Minuten wurde man fündig, und um 21.30 Uhr traf eine Kapelle ein, die ab 22.00 Uhr bis in den frühen Morgen spielte. Die Zeit bis zum Beginn wurde mit flotten Weisen vom Plattenteller und durch Tanzeinlagen Delmenhorster Tanzschulen überbrückt.
Es war auch Zeit gewesen für gemütliche Unterhaltungen, so dass sich die meisten Gäste einig waren, dies sei trotzdem ein selten gelungener und unvergesslicher Abend gewesen.
Nachforschungen über die ausgebliebene Tanzkapelle ergaben den folgenden Sachverhalt: Das den Ball ausrichtende Bataillon hatte die kleine Tanzbesetzung ordnungsgemäß angefordert. Beim Heeresmusikkorps 11 lief die Anforderung ohne den Hinweis "Standortball" auf.
Deshalb erhielt der am gleichen Abend in Achim ebenfalls stattfindende und gemeldete Standortball den Vorrang. Am Vortage des Balles fragte der S2-Offizier zur Sicherheit beim Heeresmusikkorps nach, ob die Kapelle für den Standortball käme: und meinte: "StOBall Delmenhorst".
Er erhielt die Antwort: "Aber klar". Nur gemeint vom Gesprächspartner war "StOBall Achim".


Merke: Wichtig ist nicht, was A sagt, sondern wichtig ist, was B versteht.
Diese Geschichte sprach sich schnell herum, und später wurde noch bei jedem Standortball in Delmenhorst gefragt, ob zum Ball denn auch die Musik käme

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