Während der Zeit des NS-Regimes lebten rund 7.000 Zwangsarbeiter in Delmenhorster Baracken und arbeiteten für Delmenhorster Betriebe und Rüstungsbetriebe. Bewacht vom deutschen Werkschutz, arbeiteten rund 1.000 allein in den verschiedenen Delmenhorster Werken des Luftfahrtunternehmens "Weserflug" in der Teppichstraße, der Schönemoorstraße und der Lerchenstraße. Die "Weserflug" verfügte über eigene Baracken für die eingesetzten Zwangsarbeiter. Focke-Wulf in Adelheide und in Hoyenkamp setzte ebenfalls Zwangsarbeiter ein.
Delmenhorst, mit damals ca. 28.000 Einwohnern, war die am stärksten mit Industrie– und Handwerksbetrieben ausgestattete Stadt im Land Oldenburg und in ihrer Größenordnung darüber hinaus in Weser-Ems. Die Kommune war eine "Arbeiterstadt" im Sinne dieses Begriffs. In zahlreichen Kleinbetrieben der Wirtschaft, Handwerkerschaft sowie der Landwirtschaft wurden Zwangsarbeiter/innen und Kriegsgefangene eingesetzt, ferner in den städtischen Betrieben und bei der Reichsbahn. Während der Kriegsjahre wurden in Delmenhorst über ca. 15.000 Ausländer aus ca. 15 Nationen, darunter auch Kinder und Jugendliche zur Zwangsarbeit herangezogen.
Auf Delmenhorster Friedhöfen an der Oldenburger Straße und Bungerhof bedeckt die Erde viele, vor allem polnische und sowjetische Opfer, die in Delmenhorst Zwangsarbeit leisten mussten. Im Jahre 2004 wurde in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge (Jugendcamp) das damals triste Ehrenfeld durch 25 Jugendliche aus ganz Europa (Frankreich, England, Italien, Polen, Russland etc.) auf dem Städtischem Friedhof Delmenhorst-Bungerhof überarbeitet und ein mittlerweile freundlicher und würdiger Ort geschaffen. In unregelmäßigen Abständen wird dieses Feld von der Reservistenkameradschaft Delmenhorst in einer jährlichen Aktion gepflegt, bzw. gereinigt.
Eine ausführliche Darstellung über die Zwangsarbeit im Stadtkreis Delmenhorst während der Zeit des NS-Regimes in den Betrieben bzw. Rüstungsbetrieben finden sie in der Datei Zwangsarbeit in Delmenhorst 1939-1945. *
Weitere Informationen zur Entwicklung von Flugzeugen und zum Flugzeugbau in den Focke-Werken finden Sie dem Beitrag über Focke Wulf.
* Quelle: Günter Heuzeroth/Peter Szynka – Unter der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus 1939–1945, Herausgeber: Druck & Verlagscooperative, Oldenburg, Erscheinungsjahr: 1994, ISBN 3-925713-19-0