Bis 1945:
Die Vorarbeiten für die Luftmunitionsanstalt Dünsen begannen im Jahre 1934, der eigentliche Baubeginn folgte 1935. Die Anlage wurde in einem Waldgebiet nördlich der Ortschaft errichtet. Hier entstanden die üblichen für den Betrieb erforderlichen Gebäude und Einrichtungen, aufgeteilt in verschiedene Bereiche. Dazu gehörte das Verwaltungsgebiet im Südwesten des Geländes, hinter dem Haupttor angesiedelt. Im Kernbereich der Anstalt befanden sich das Fertigungsgebiet und der weitläufige Lagerbereich. Rund 120 erdüberdeckte Munitionsbunker standen für die Einlagerung zur Verfügung. Die gesamte Anstalt umfasste rund 155 ha Grundfläche.
Der seinerzeit für eine Muna unbedingt notwendige Anschluss an das Eisenbahnnetz wurde durch ein Anschlussgleis vom Bahnhof Groß Ippener geschaffen. Dieser liegt an der Privatbahn-Strecke Delmenhorst - Harpstedt. Außerhalb der eigentlichen Muna, direkt vor dem Haupttor, ist eine kleine Wohnsiedlung für das Personal entstanden. Knapp 2 km westlich wurde ein Sprengplatz zur Vernichtung von Fehlchargen usw. angelegt.
Das Aufgabenspektrum der Luftmunitionsanstalt Dünsen umfasste die Produktion von Munition für die Flugabwehr, aber auch für die Infanterie. Dazu kamen Abwurfbehälter für den Einsatz durch die Luftwaffe.
Während des Krieges gab es keine gezielten Luftangriffe auf die Muna. Am Kriegsende sind Teile der Anlagen und Munitionsbestände durch die Wehrmacht gesprengt worden. Zu der Zeit ist auch im Bahnhof von Harpstedt ein in Dünsen beladener Munitionszug nach Fliegerbeschuss explodiert.
Wie in allen vergleichbaren Anlagen üblich, standen wehrmachtseigene Lokomotiven für den Rangierbetrieb in der Muna zur Verfügung. Eine Besonderheit ist, dass heute noch eine der hier eingesetzten Maschinen ganz in der Nähe abgestellt ist. Es handelt sich dabei um eine Kleinlokomotive der Bauart LgII. Sie wurde bereits 1935 an die Luftmuna Dünsen ausgeliefert und stand dort bis zum Kriegsende im Einsatz. Bei den Zerstörungen durch die Wehrmacht 1945 ist auch die Lok stark beschädigt worden.
Nach dem Krieg kam die Lokomotive 1947 in den Besitz der Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahn (DHE) und wurde 1949 wieder instand gesetzt. Es folgte ab 1954 eine Odyssee über verschiedene Besitzer und führte sie 1994 wieder zurück nach Harpstedt, diesmal als Eigentum der Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahnfreunde e.V. (DHEF). Diese haben die Maschine im Bahnhof Harpstedt abgestellt, um sie später wieder in den Zustand von Anfang der 1950er Jahre zu versetzen.
Ab 1945:
Nach dem Krieg folgte die Demilitarisierung der Anstalt durch die Britische Armee. Die zahlreichen Munitionsbunker wurden dabei nicht völlig zerstört. Wegen der großen Wohnungsnot hat man sogar diese Bunker zu Wohnungen umgebaut. Dazu ist die Erdüberdeckung entfernt worden. In die Wände wurden Öffnungen für Fenster gesprengt. Im Inneren dieser Munitionslagerhäuser mauerte man zwischen den Deckenstützpfeilern Zwischenwände ein. So entstanden je Bunker mehrere Wohneinheiten. Auch die weiteren vorhandenen Betriebs- Verwaltungs- und Unterkunftsgebäude fanden als Notunterkünfte Verwendung.
Über viele Jahre wurde das ehemalige Militärgelände so von vielen Menschen bewohnt.
Das Wohnen in der Muna stellte natürlich nur ein Provisorium dar. In den 1950er Jahren begann südlich außerhalb der Anstalt eine neue Siedlung des Ortes Dünsen zu wachsen. Viele Bewohner des Militärgeländes fanden hier ihre endgültige Bleibe.
Im Verwaltungsbereich der Munitionsanstalt baute 1950 eine bremische Schule mehrere alte Gebäude zu einem Schullandheim um. Alle zivilen Nutzungen sollten jedoch nach Aufstellung der Bundeswehr enden. Dies zog sich allerdings noch über etliche Jahre hin.
Die Bundeswehr übernahm ab Ende der 1950er Jahre schrittweise einzelne Bereiche der Liegenschaft. Es sollte aber noch bis Ende der 1970er Jahre dauern, bis das gesamte Gelände wieder als militärischer Bereich abgesperrt wurde. So konnte noch bis in die 1970er Jahre die Durchgangsstraße von Groß Ippener nach Dünsen vom Zivilverkehr genutzt werden. Erst dann wurden die Tore dafür geschlossen.
Mit seinen diversen Bereichen und verschiedenen Aufgaben wurde Dünsen zu einer der am vielseitigsten genutzten militärischen Liegenschaften Niedersachsens. Nutzerstaaten waren neben der Bundesrepublik auch die Niederlande und die USA. Die meisten der verschiedenen Anlagenteile waren jeweils separat eingezäunt.
Der Verwaltungsbereich im Südwesten wurde ab Anfang der 1960er Jahre als Kaserne genutzt. 1961 erfolgte hier die Aufstellung einer Begleitbatterie des Raketenartilleriebataillons 112 aus Delmenhorst-Adelheide. In den 1980er Jahren wurde die Batterie aus der Unterstellung herausgelöst und fortan als selbständige Begleitbatterie 11 geführt. Diese Einheit arbeitet eng mit der US Army zusammen.
Südlich vor dem Tor der Militäranlage wurde ein kleiner separater Bereich für diese US-Truppe neu aufgebaut. Ab Februar 1963 lag darin das 5th US Army Field Artillery Detachment. Diese Einheit war zusammen mit der Begleitbatterie der Bundeswehr für die Bewachung von Atomwaffen zuständig.
Diese Atomwaffen waren in einem Sondermunitionslager deponiert, welches im Nordwesten der ehemaligen Muna lag. Hier waren die nuklearen Einsatzmittel für den Verschuss durch die 11. Panzergrenadierdivision gelagert. In der ersten Zeit handelte es sich dabei hauptsächlich um Sprengköpfe des Raketensystems Honest John, später waren es Granaten für 155 und 203 mm-Artilleriegeschütze.
Ergänzend zu diesem Depot wurde gleich westlich daran angrenzend eine Standortmunitionsniederlage angelegt, StOMun-Ndlg 241/2. Darin hat man die konventionellen Einsatzmittel für die in der Garnison Delmenhorst stationierten Verbände gelagert (Panzergrenadiere, Panzerpioniere und Raketenartillerie).
Das nördlich an den Verwaltungsbereich anschließende Gelände ist von der Bundeswehr als Mobilmachungsstützpunkt ausgebaut worden. Ab Mitte der 1960er Jahre lagen hier inaktive Teile von Pionierverbänden. Zunächst waren es hauptsächlich Kompanien des Pionierbataillon 11 aus Dörverden-Barme, später lag hier das Schwimmbrückenbataillon 170 des I. Korps.
Aus Platzgründen sind auch einige entfestigte Munitionslagerhäuser im Nordosten der Muna zur Einlagerung von Material genutzt worden. Noch heute finden sich Taktische Zeichen der 5./PiBtl 11 an Bunkertüren in diesem Bereich. Später konnte am Westrand der Liegenschaft ein neuer Lagerbereich mit Stahlhallen dieses Provisorium ersetzen.
Vom Nachschubkommando 1 aus Rheine-Gellendorf wurde in der Anlage der Aufbau des Korpsdepot 154 geplant. Dieses Depot sollte als ortsfeste Einrichtung für die Bedarfsdeckung des I. Korps bereit stehen. Dafür entstanden zwei räumlich getrennte Lagerbezirke innerhalb der Liegenschaft. Am Südrand wurde der Bereich für Betriebsstoff errichtet, im NATO-Englisch Petrol, Oil and Lubricants (POL) genannt.
Hier wurden 18 spezielle Lagerhallen gebaut. Diese haben einen abgesenkten Boden, um austretende Kraftstoffe auffangen zu können. Abgedeckt wurde diese Fläche durch eine an der Vorderseite offene Halle. In diese Hallen stellte man große Stahltanks oder Paletten mit Kraftstoffkanistern. Im anderen Lagerbezirk wurde Munition deponiert. Hierfür wurden am Nordrand der Liegenschaft, nördlich an die StOMunNdlg angrenzend, ein Bereich mit neuen Munitionsbunkern bebaut.
Wie weit die Nutzung des Korpsdepots durch die Bundeswehr angelaufen war, ist derzeit nicht bekannt. Belegt ist die Verwendung dieser Bereiche durch die Niederländische Armee. Mitte der 1960er Jahre begann der Aufbau diverser Korpsdepots der Niederländer in deren rückwärtigem Korpsgebiet. Dabei war die Belegung der Anlage in Dünsen durch die
Niederländer sinnvoller, als durch die Bundeswehr. So wurde hier die Forward Storage Site (FSTS) Dünsen durch das 201 Verzorgingscommando eingerichtet.
Zwei weitere Funktionen müssen noch erwähnt werden. Die Bundeswehr errichtete am Kasernenbereich einen Funkturm. Dieser war in das Richtfunknetz der Luftwaffe eingebunden. Und schließlich ist der von der äußeren Umzäunung nicht eingeschlossene östliche Teil der früheren Muna mit seinen diversen Bunkerruinen von Truppen aus Dünsen und von weiteren Standorten gelegentlich als Übungsgelände genutzt worden.
Das Ende des Kalten Krieges zog für die intensiv genutzte Liegenschaft Dünsen erhebliche Veränderungen nach sich. Bereits Anfang der 1990er Jahre entfiel der Bedarf für das Sondermunitionslager und die Standortmunitionsniederlage. Mit deren Aufgabe wurde auch der Kasernenbereich freigezogen und die Unterkunft der US Army vor dem Tor aufgegeben. 1993 erfolgte die Auflösung des Schwimmbrückenbataillon 170. Damit endete die Funktion des Mob-Stützpunktes.
Zwischen all diesen Abbaumaßnahmen fand aber auch ein kleiner Aufwuchs statt. Die Niederländer verlegten den Stab des 201 Verzorgingscommando (VZGCO) von Höltinghausen nach Dünsen. Hier war damit das Herz der niederländischen Logistik in Deutschland angesiedelt. Ende der 1990er Jahre ist aber auch diese Aufgabe entfallen. Die Versorger zogen das Gelände frei, seitdem findet keine militärische Nutzung in Dünsen mehr statt.
Nach einigen Jahren Leerstand konnte 2005 ein Käufer für das Areal gefunden werden. Dieser vermietet nun die einzelnen Teile der Anlage an verschiedene Gewerbebetriebe.
Zustand:
Da die Demilitarisierung durch die Alliierten nur die Entfestigung und nicht die Zerstörung der vielen Munitionslagerhäuser bedeutete, blieben die meisten Bauwerke der Muna nach dem Krieg erhalten. So findet man noch heute auf dem Gelände viele dieser Bunker zumindest im Ruinenzustand. Etliche weitere Bauten blieben durch die Folgenutzung des Militärs in gutem Zustand stehen. Für die diversen Baumaßnahmen während des Kalten Krieges sind zahlreiche weitere Einrichtungen entstanden.
Im Rahmen der seitherigen zivilen Nutzung des Areals wurden davon diverse alte Bauwerke abgerissen. Bereits in den 1990er Jahren ist die Unterkunft der US Army am Rande von Dünsen abgerissen worden, um Platz für neue Wohnhäuser zu schaffen.
Zugang:
Die Anlage kann auf diversen Wegen durchwandert werden.
Im Februar 2014 berichtet der WESER KURIER über die Erinnerungen eines Wehrpflichtigen an seine in den Jahren 1972/73 in der "Muna Dünsen" geleistete Wehrdienstzeit.
Quelle: Internetpräsentation: www.relikte.com/duensen/index.htm (genehmigte Textübernahme aus der Relikte-Präsentation)